finnland teil 1wordrap…

finnland teil 1wordrap…

wordrap – schärenlandschaften, holzhäuser, saunen, mumins, seebäder & sandstrände, mystische wildnis & nationalparks, land der 1000 seen und tiefen wälder, finnisch-lappland & weihnachtsmann, mitternachtssonne, jedermannsrecht, pilze, beeren, rentiere & elche, fische, bären, …

nachdem es bei einem finnland-urlaub offenbar wirklich viel zu sehen und erleben gibt, hatten wir uns knapp über zwei monate zeit genommen und das land quasi im uhrzeigersinn bereist, um in den 19 regionen finnlands die besonderheiten jedes landstriches kennen zu lernen.

von tallinn aus erreichten wir mit einer der schnellen und mehrfach täglichen fährverbindungen der tallink silja line nach nur zwei stunden überfahrt den hafen von helsinki. die überfahrt selbst sowie das prozedere rund um die online ticketbeschaffung, das boarding mit unserem camper van und der online check-in per tallink silja app waren unkompliziert, schnell und das boardservice trotz aller covid-19-pandemie bedingten zusätzlichen sicherheitsmaßnahmen sehr zuvorkommend und professionell.

unmittelbar nach unserer ankunft in helsinki verließen wir auch gleich wieder die stadt und fuhren auf die halbinsel porkkala, die engste stelle des finnischen meerbusens in der uusimaa-region (die mehrtägige stadtbesichtigung von helsinki war erst für den rückweg geplant, d.h. bevor wir ende des sommers wieder ins baltikum übersetzten).
unser erster eindruck – zahlreiche wandermöglichkeiten, aussichtsplattformen und ein vogelschutzgebiet. über die strategische und historische bedeutung dieses ortes, eine spannende und gefährliche epoche in der politischen geschichte finnlands, erfuhren wir erst am nächsten tag.

nach unserer ersten nacht auf einem ruhigen stellplatz

fuhren wir zuerst bei der sankt mikaels kyrka, einer mittelalterlichen steinkirche in kirkkonummi vorbei und dann weiter ins museum degerby igor.

wir lernten lena selén und berndt gottberg kennen. zwei enthusiasten, die sich seit vielen jahren engagieren, um die porkkala-geschichte zu beleuchten und nicht in vergessenheit geraten zu lassen.
für uns war dieser besuch eine zeitreise in die finnische geschichte. dass sich in finnland im verlauf der jahrhunderte zigfache kriege abspielten und immer wieder herrschaftswechsel vollzogen worden sind ist bekannt –

  • ab dem 12. jh. schwedische herrschaft
  • nach dem großen nordischen krieg (1700-1721) unter russischer kontrolle
  • der russisch-schwedische krieg führte 1808 dazu, dass finnland ein großfürstentum innerhalb des russischen kaiserreichs wurde
  • 1917 führte die februarrevolution finnland zur unabhängigkeit
  • dann, zwei jahre später ein bürgerkrieg, rote (sozialistische) gegen weiße (bürgerliche) truppen, der finnland zur verfassung als parlamentarische republik führte
  • schließlich der zweite weltkrieg, wobei es in dessen rahmen in finnland selbst zu zwei weiteren kriegen mit russland kam – dem winterkrieg (1939-1940) und dem fortsetzungskrieg (1941-1944)

jahrhundertelange bedrohungen, eroberungen und unterwerfungen und quasi immer im besitz von jemand anderem. was wir allerdings nie in unserem geschichtsunterricht gehört und gelernt hatten, waren die details und bedingungen die die finnen bei der unterzeichnung des friedensvertrages und als bedingung des waffenstillstandes von moskau eingehen mussten.
eine davon war die verpachtung der gebiete rund um die gemeinde porkkala auf 50 jahre and die russen (ab 1944 bis 1994) zur errichtung eines russischen flottenstützpunktes. rund 8300 bewohner mussten innerhalb von nur zehn tagen ihre heimat verlassen. somit war dieses gebiet nicht mehr finnisch sondern unterlag der sowjetunion, was einer militärischen besetzung des landes gleichkam.
von porkkala aus hätte jederzeit helsinki unter beschuss kommen können. somit hatte die sowjetunion kontrolle über die halbinsel porkkala, die gemeinden kirkkonummi, ingå, porkkala, degerby und siuntio sowie über das ganze baltikum (die spitze der halbinsel ist nur 36 km von der gegenüberliegenden küste estlands entfernt).
erst mit dem ende der sowjetunion, der aufgabe des stalinismus, wurde das gebiet 1956 frühzeitig an finnland zurück gegeben und die ehemaligen bewohner erhielten ihr grundeigentum zurück.

während der führung durch das museum erzählten uns lena und berndt viele authentische geschichten, zeigten uns fotos und kriegsartefakte und machten uns auf einen sowjetischen bunker aufmerksam, der sich ganz in der nähe des museums befindet.
der zif-25 bunker ist ein zweistöckiger kanonenbunker, einer von rund 195 betonbunker die im bereich der porkkala-basis errichtet wurden.

vorläufig genug von finnischer (kriegs)geschichte. wir fuhren zur sankt lars kyrka (laurentius-kirche von lohja), eine der größten mittelalterlichen steinkirchen in finnland, mit zahlreichen bedeutenden wandmalereien aus dem 16. jh.

und weiter zum erlebnisbergwerk tytyri. die führung geht durch teile eines weit verzweigten und rund 60 km langen stollennetzes in fast 400 m tiefe, in einer mine in der auch heute noch kalkstein abgebaut wird. übrigens hat die firma kone einen fahrstuhl zur einfahrt ins bergwerk installiert der mit 350m tiefe der tiefste fahrstuhl der welt ist.

von unserem stellplatz am lohja-see

fuhren wir nach raseborg und besichtigten svartå manor. dieses über 200 jahre alte herrenhaus ist das größte nicht-kirchliche holzgebäude in finnland, umgeben von einem großen historischen park im englischen stil.

nicht weit davon liegt die burg raseborg, eine mittelalterliche burgruine die einst als verwaltungszentrum diente.

nach einem kurzen stopp bei der sankta katarina kyrka (katharinenkirche in karis) fuhren wir nach fiskars, bekannt für das älteste unternehmen finnlands. heute ist fiskars als zentrum der finnischen kunst, des finnischen designs und als handwerkerdorf bekannt. entlang der dorfstraße reihen sich die gebäude, die mit der eisenproduktion verbunden sind und das fiskars museum präsentiert die geschichte der fiskars eisenhütte, die 1649 von einem niederländischen geschäftsmann gegründet wurde.

in hanko, der südlichsten stadt finnlands, haben wir uns für ein paar tage am cp silversand einquartiert, der an einem langen flachen sandstrand liegt.

die halbtägige führung durch die charmante alte bäderstadt machten wir mit leena immonen / saaritours. unsere tour führte durch den alten kurpark zum hanko casino (ein schickes restaurant mit historischen sälen für veranstaltungszwecke), dem neuen spa sowie vorbei an den zahlreichen architektonisch verspielten villen mit türmchen und balkone, bis zur hanko-kirche und dem neben der kirche stehenden rot leuchtenden wasserturm.

am meisten beeindruckt waren wir vom abschluss dieser tour – leena gab in ihrem haus ein kleines pianokonzert, u.a. mit werken von jean sibelius (einer der bedeutendsten komponisten finnlands) und servierte kaffee in ihrem garten, wo wir neben fakten auch interessante authentische geschichten über die sogenannte „finnische riviera“ hörten.

nach einem ruhigen strandtag war auf dem weg nach ekenäs wieder etwas finnische (kriegs)geschichte am programm. wir besichtigten das hanko front museum, mit artilleriehalle und freiflächen (kommunikations- und schützengräben) sowie den restaurierten irma-bunker in harparskog, etwa 5 km vom hanko front museum entfernt. die einzelnen ausstellungen beleuchten und belegen die bedeutung und auswirkung der wirren des winterkriegs und insbesondere des fortsetzungskriegs speziell in dieser region. hierfür benötigt man schon ein paar stunden, sofern man zu diesem kapitel finnischer geschichte offenheit und anteilnahme erübrigt.

ekenäs liegt auf einer halbinsel und ist von wasser umgeben. gemeinsam mit unserem tour guide, tuula kleiman / raseborg tourist information, erkundeten wir die charmante altstadt des einstigen fischerdorfes mit seinen malerischen holzhäusern, schlenderten durch die fußgängerzone und über den marktplatz, besichtigten die stadtkirche, eine finnische steinkirche, und hörten faszinierende details, z.b. über die beobachtungsspiegel in den fenstern.

übernachtet haben wir auf einem stellplatz an der strandpromende beim stadtpark mit blick auf den archipel,

bevor es richtung turku weiter ging, der ältesten stadt finnlands direkt am fluss aurajoki in der region varsinais-suomi, aber das ist eine andere geschichte über die wir noch berichten werden.

bis dahin alles liebe von den hovi’s on tour