von tartu über narva bis zur verbotenen stadt…

von tartu über narva bis zur verbotenen stadt. verbotene stadt? – ja, aber dazu kommen wir noch später.

nachdem wir tartu verlassen hatten stand endlich wieder wandern auf unserer routenplanung. diesmal entlang des 3 km langen naturlehrpfads „emajõgi river study trail“ mit bohlenwegen im naturschutzgebiet peipsiveere, dem größten deltasumpfgebiet in estland.

am nachmittag besuchten wir das schneeweiße „herrenhaus alatskivi“. die managerin des schlosses, frau laura lillepalu-scott, erzählte uns die geschichte des hauses, welches nach dem vorbild von schloss balmoral in schottland entstand und einen einblick in das leben der adelsfamilie gibt.

später überquerten wir einen fluß auf einer ganz schön engen brücke 😉 – die „holzbrücke von järuska“ und landeten auf dem campingplatz „recreation center suvi“. da dieser campingplatz so gut wie leer war und am peipussee, dem größten see estlands, direkt am über 30 km langen sandstrand liegt, legten wir einen ruhetag ein und machten für zwei nächte halt.

nach dem ruhetag starteten wir mit einem besuch im „iisaku museum“, wo wir unter anderem eine einzigartige ausstellung von hochzeitsgewändern zu sehen bekamen und die verschiedenen wohnungseinrichtungen erinnerungen an die eigene kindheit wach werden ließen 😉

entlang der zwiebelroute (der heimat der altgläubigen, die als zwiebelzüchter bekannt sind) ging es zum nächsten event, eine moorwanderung (start am wanderparkplatz selisoo matkarada N59° 10′ 14.0″ E27° 18′ 28.0″) zum „seli järv“. nicht sehr lang, rund 3 km, aber wirklich schön.

am späteren nachmittag erreichten wir das im jahre 1891 errichtete „nonnenkloster pühtitsa“ (kloster von kuremäe). es ist das einzige in betrieb befindliche russisch-orthodoxe nonnenkloster in estland. bis heute ist das kloster für die esten ein heiliger ort, da unter dem berg eine quelle entspringt und man dem quellwasser heilende wirkung nachsagt.

nach diesem interessanten besuch suchten wir noch ein plätzchen für die nacht. anforderung: still und einsam gelegen, wenn geht an einem see. traaaaraaa wir haben es gefunden 😉 die zufahrt war ein wenig holprig, aber die gegend wunderschön und ideal für eine ruhige nacht.

am nächsten morgen machten wir uns schon zeitig auf den weg nach narva, denn wir hatten am vormittag einen besuchstermin – „narva castle die hermannsburg in narva“.
von außen sehr eindrucksvoll anzusehen, aber vom inneren der burg waren wir etwas entäuscht. das sehenswerteste war für uns der blick nach russland, wo genau gegenüber am anderen ufer der narva „die festung iwangorod“ steht. leider konnten wir diese festung nicht besuchen, da die russische grenze während der corona-pandemie für touristen gesperrt war.

weit interessanter war unser nächster besuchstermin – „die kreenholmi manufaktuur“. heute nur mehr eine industrieruine, die aber ihres gleichen sucht. die berühmte manufaktur war eine textilfabrik, und wurde von dem deutschen kaufmann „ludwig knoop“ 1857 gegründet. ein gigantischer gebäudekomplex aus roten ziegelsteinen, gebaut im englischen stil, und vor dem ersten weltkrieg die bedeutendste russische textilfabrik mit rund 10.000 arbeitern. generell zählte kreenholm zu den größten der welt und ist jederzeit einen besuch wert (rundgänge nur im rahmen einer führung möglich).

interessant ist auch der 1969 fertiggestellte wohnwasserturm – architekt: henno sepmann, baustil: brutalistisch, sowjetische architektur, ehemalige udssr. ursprünglich mit lenin bildnis, das aber heute nicht mehr existiert.

am frühen abend unternahmen wir noch einen ausgiebigen spaziergang am ufer der narva wo wir auch in einem sehr urigen pub „club ro-ro“ unser abendessen einnahmen.

der nächste tag war rein zum chillen geplant und wir fuhren nach narva-jöesuu um zu faulenzen und im finnischen meerbusen zu baden.

genug gefaulenzt, weiter ging es nach „sillamäe“. bis zum zusammenbruch der sowjetunion war sillamäe eine komplett geschlossene stadt. ausländern war der zutritt nur unter strengsten auflagen gestattet. sillamäe existierte auf den landkarten nicht, es gab keine postadressen und briefe wurden nur über codeanschriften zugestellt.
während des bestehens der estnischen ssr entstanden hier unter größter geheimhaltung wichtige betriebe der sowjetischen rüstungsindustrie. uranoxid wurde bis 1952 aus örtlichen abbauprodukten gewonnen. 1969 wurde der lokale abbau endgültig eingestellt
bereits 1948 wurde eine urananreicherungsanlage für sowjetische atomkraftwerke und nuklearwaffen errichtet. sie wurde 1989 geschlossen.

heute kann man von all dem nichts mehr sehen und geblieben sind nur die typischen gebäude aus stalinistischer zeit. im museum in sillamäe kann man aber noch vieles über die geschichte der einst verbotenen stadt erfahren, wie z.b. den umgang mit den von radioaktivität betroffenen menschen – „du musst dir nur gründlich die hände waschen..“ ja, das gab uns schon zu denken.

es blieben uns nur mehr wenige tage in estland, aber das ist eine andere geschichte über die wir noch berichten werden.

bis dahin alles liebe von den hovi’s on tour

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