finnland teil 5 – viele tiere, weniger verkehr und noch viel weniger touristen…

viele tiere, weniger verkehr und noch viel weniger touristen.
ja, hier in der region nordösterbotten treten die gegensätze der finnischen, wirklich wilden natur deutlich zutage – flache küste, weitläufige nationalparks, offene sümpfe, wildes hochland, wasserfälle, schluchten und dünn besiedelte gebiete.

unsere route führte einmal quer durchs finnische hügelland, das durch die typische fjell-landschaft geprägt ist, bis knapp vor die russische grenze. wir suchten die noch unberührten lebensräume, um tiere in freier wildbahn zu beobachten, und wir mussten feststellen, dass das finnische wetter auch im sommer sehr schnell umschlagen kann und reichliche regenfälle zu bieten hat.

wir begannen mit einem besuch im ranua-zoo. das ist der nördlichste zoo finnlands mit 50 verschiedenen arktischen tierarten wovon etwa 200 exemplare in großzügigen gehegen mitten in einer natürlichen waldumgebung gehalten werden.

am weg zu unserem nächsten ziel konnten wir immer wieder tiere auf oder neben der fahrbahn sehen.

übernachtet haben wir am rund 5,5 km entfernten cp – ranuanjärvi camping, direkt am gleichnamigen see mit schönem sandstrand. neben stell- und zeltplätzen, einer gemeinschaftslounge, sanitäreinrichtungen, einem café sowie einfachen hütten in unterschiedlichen größen stehen hier für eine außergewöhnliche übernachtungsmöglichkeit die arctic fox iglus zur verfügung. neben einem schlafzimmer mit glaswänden, einer kochnische, bad und wc, ist jedes iglu auch mit einer eigenen sauna ausgestattet.

zur richtigen jahreszeit sind beim freien blick über den offenen see und den nordhimmel, die nordlichter zu beobachten. das muss im frühjahr und herbst ein wirklich einzigartiges schauspiel sein.

nächstes ziel war die rentierfarm kujala, eine der ältesten und größten rentierfarmen in nissinvaara, nördlich der ortschaft kuusamo. seit 1860 wird auf diesem bauernhof die tradition fortgesetzt und der beruf des rentierhirten von einer generation zur nächsten weitergegeben.

es folgte ein besuch beim bärenmann, sulo karjalainen, im raubtierheim kuusamo (weder zoo noch reservat, eher eine auffangstation), und dieser mann hat eine ganz besondere, extreme beziehung zu finnlands größten raubtieren, den bären. vor vielen jahren arbeitete sulo an einem forschungsprojekt und es ergab sich, dass man ihm bären schickte die z.b. durch autounfälle oder bei der jagd verletzt worden waren. er kümmerte sich um die bären, um ihnen ein gutes leben zu bereiten und baute gleichzeitig eine tiefe auf gegenseitigkeit beruhende bindung mit ihnen auf – videos dazu auf http://karhutv.fi/
juuso, der größte bär in kuusamo mit fast einer halben tonne gewicht, ist fast so populär wie sein zweibeiniger freund sulo. der bär liebt es sich mit farben zu beschäftigen und hat mit pfoten auf leinwand zahlreiche wirklich tolle kunstwerke geschaffen.

ein weiterer stopp auf unserer route war der hossa nationalpark. wir übernachteten am julma-ölkky parkplatz und starteten am nächsten morgen unsere rundwanderung am 5 km langen ölökyn ylitys trail. der weg führt entlang der klippen des julma-ölkky canyon sees (größter canyon see in finnland), über steintreppen hinunter zu einer hängebrücke die die beiden seiten des canyons miteinander verbindet und über stahltreppen wieder hinauf zum anderen klippenrand.

endlich war es so weit, der abend mit unserem erhofften highlight, einer bärenbeobachtung, war gekommen. wir fuhren zu helena and eero auf die arola farm in der region kainuu, die an die russische republik karelien grenzt.
gegen 15:00 uhr sind wir zu den rund 3 km von der farm entfernten hütten aufgebrochen. von einem kleinen parkplatz mitten im wald ging es das letzte stück zu fuß weiter – schweigend, im gänsemarsch und mit steigendem adrenalinspiegel. ausgestattet mit einem picknickkorb bezogen wir dann eine der aus rundholz gebauten beobachtungshütten, die platz für zwei personen bietet. unser fotoequipment mit unterschiedlichen objektiven für verschiedene entfernungen, die ferngläser und das handy für kurze videos lagen griffbereit vor uns und das warten begann.
der ausgelegte lachs hatte bereits eine menge möwen angelockt, die lautstark um den fisch stritten. und dann war es so weit, die ersten wild lebenden bären ließen sich blicken.

die zeit verging wie im flug. nach knapp sechs stunden und zigtausend fotos sowie einigen videosequenzen ging es durch den wald zurück zum parkplatz. ganz ehrlich, nach den vielen bären die wir an diesem abend beobachtet hatten, war uns dabei schon etwas mulmig und tatsächlich tauchte auf dem waldpfad unmittelbar vor uns eine bärenmutter mit ihren beiden jungen auf. die drei waren aber genauso erschrocken wie wir und verschwanden sofort wieder im dichten gebüsch.

die nacht durften wir auf dem gelände der arola farm verbringen. zum glück, denn fasziniert von unseren beobachtungen fanden wir noch lange keinen schlaf.

zeitig am morgen setzten wir unseren weg auf schmalen waldstraßen fort.

ein kurzer fotostopp beim stillen volk, direkt an der fernverkehrsstraße 5. hier stehen über 700 vogelscheuchenähnliche gestalten (diesmal im regen), die vom tänzer und choreographen reijo kela im jahr 1988 konzipiert wurden und zweimal jährlich umgezogen werden (im winter tragen die figuren wärmere kleidung, im sommer leichtere). was stellt dieses stumme ensemble dar, was drückt der künstler damit aus? darauf bekommt man von reijo keine antwort – jeder soll seine eigenen schlußfolgerungen ziehen.

das winterkriegsmuseum raatteen portti informiert über den winterkrieg (november 1939 – märz 1940), speziell über die kämpfe in suomussalmi, der evakuierung, den auswirkungen der kälte auf den kriegsverlauf und dem schicksal der roten armee.

das im museumsareal liegende winterkriegsdenkmal ist ein feld auf dem je ein stein für einen während der schlachten von suomussalmi gefallenen soldaten aufgestellt wurde. diese visualisieren damit die anzahl der kriegsopfer.

egal ob tier-, landschafts-, reise- oder sportfotografie – wir fotografen sind auf der ewigen suche nach dem perfekten motiv und dem perfekten schnappschuss, wir können nicht anders. aus diesem grund haben wir uns ein zweites mal zeit für bärenbeobachtungen genommen und sind ins bear centre in lentiira, nördlich der dünn besiedelten grenzregion von kuhmo stadt gefahren.

hier hat man die möglichkeit die tiere von verschiedenen beobachtungseinrichtungen aus nächster nähe zu fotografieren.
es stehen 29 hütten, ein großes zweistöckiges bärenbeobachtungshaus und am waldrand gelegene chalets zur beobachtung und übernachtung zur verfügung. unser gastgeber, ari sääski, machte den vorschlag eine nacht in einer der einfach gezimmerten holzhütten zu verbringen und die zweite nacht in einer der privaten chalets mit großer glasfront. frühstück und abendessen wird in der hauptlodge serviert, die auch gleichzeitig sammelpunkt vor dem aufbruch zu den jeweiligen abend- und nachtexpeditionen ist.

nacht 1: nach einem frühen abendessen ging es um 17:00 uhr los. bepackt mit einem picknickrucksack, taschenlampen und der fotoausrüstung wurden wir zu unserer hütte begleitet – sprechen, nur mehr im flüsterton. wir richteten uns ein. ein einfaches matratzenlager für zwei personen, eine trockentoilette, zwei stühle und ein fenster mit darunter liegenden fotoschießscharten (mit stoff verhängte öffnungen, damit man das kameraobjektiv durchschieben kann). direkt vor unserem sichtfenster eine sumpfige freifläche, dahinter der wald. wir warteten und das bereits bekannte kribbeln im bauch stellte sich ein. wir übten uns in geduld und dann war es wieder so weit.

gegen 08:00 uhr morgens wurden wir abgeholt. beim frühstück ging es laut zu. die aufregung der letzten nacht stand spürbar im raum, ein gemisch aus faszination und ehrfurcht. alle gäste erzählten von ihren eindrücken und zeigten ihre aufnahmen. alle waren sehr zufrieden auch wenn die lichtverhältnisse an diesem tag nicht die besten waren.

nacht 2: wir hatten im verlauf des vormittags unser privates chalet bezogen und ein paar stunden schlaf nachgeholt.

der plan war, um 17:00 uhr das abendessen wieder in der hauptlodge einzunehmen und danach in unserem chalet position zu beziehen um auf das erscheinen der bären zu warten (die lockköder sollten dann direkt vor unserem panoramafenster ausgelegt werden).
es war 16:00 uhr, als wir vor dem fenster eine bewegung wahrnahmen. tatsächlich, ein bär! offensichtlich war seine innere uhr für abendbrot zu früh eingestellt, oder er wollte einfach der erste an diesem tag sein, der sich beim gedeckten tisch einfand.

für uns, die sowieso eine gehörige portion respekt vor diesen tieren haben, war dann der etwa 5 minütige weg durch den wald zur hauptlodge von einem ungleich erhöhten (an)spannungsfaktor begleitet.

auch in den folgenden abendstunden bekamen wir wieder bären zu sehen

und unseren ersten vielfraß – leider erst spät am abend wo das licht schon sehr schlecht zum fotografieren war.

aufregend, ein einmaliges erlebnis und wirklich jedem, der die möglichkeit hat in diese region finnlands zu reisen, abolut zu empfehlen.

nach diesen aufregenden tagen war ruhe und etwas chillen angesagt, aber das ist eine andere geschichte über die wir noch berichten werden.

bis dahin alles liebe von den hovi’s on tour